Klimawandel und Gletscher
Blutschnee lässt die Gletscher schneller schmelzen

Schon seit einiger Zeit ist bekannt, dass Schneealgen mit ihrer roten Färbung die Gletscherschmelze beeinflussen. Sie verdunkeln nämlich die Schnee- und Eisoberflächen, die im weißen Zustand das Sonnenlicht zurückstrahlen (das Maß dafür wird Albedo genannt). Dunklere Flächen führen dagegen zu einer höheren Wärmeaufnahme, wodurch Schnee und Eis schneller schmelzen. Wie groß dieser Effekt ist, wurde bislang aber unterschätzt.
Eine neue Studie um Erstautorin Stefanie Lutz, Postdoc am Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) und der Universität von Leeds, zeigt, dass großflächige rote Algenblüten – auch als Blutschnee bekannt – die Albedo insgesamt um ca. 13 Prozent über eine ganze Schmelzsaison gerechnet verringern. Mit den im Fachjournal ‚NATURE Communications‘ veröffentlichten Ergebnissen zeigen die Forscher, wie wichtig dieser Bio-Albedoeffekt ist und dass er in künftige Klimamodelle integriert werden sollte.
Zum Blutschnee kommt es insbesondere in den wärmeren Monaten, im späten Frühling und im Sommer, wenn sich in der Arktis oder im Hochgebirge auf Schnee und Eis Schmelzwasserfilme bilden. Wasser und Sonne sind nämlich lebensnotwendig für die Mikroorganismen. In Wintermonaten verfallen sie in eine Art Schlafzustand. In der warmen Jahreszeit beginnt der Teufelskreis: Je mehr Schnee und Gletscher tauen, desto mehr blühen die Algen. Das führt zu einer Verdunklung der Oberfläche, die wiederum das Tauen beschleunig – ein selbstverstärkender Effekt.
Ein internationales Team von Forscherinnen und Forschern unter britischer Leitung wird in den kommenden Wochen nach Grönland reisen, wo derzeit ungewöhnlich hohe Temperaturen herrschen und das Eis in Rekordgeschwindigkeit schmilzt. Sie wollen untersuchen, ob und wie stark Schneealgen mit ihrer Blüte zu den Rekordraten der Eisschmelze beitragen.