Anfänge unseres Universums
Warum der Urknall mehr ist als nur eine Theorie
Wie hat alles begonnen? Seit Jahrzehnten liefert die Urknalltheorie Antworten, doch alternative Modelle wecken Zweifel. Wir erklären, warum der Urknall trotz neuer Hypothesen weiterhin unverzichtbar bleibt.
Ohne Urknall kein Universum? Warum die Theorie unverzichtbar bleibt

Die Frage, ob das Universum ohne den Urknall existieren könnte, ist zentral für unser Verständnis der Kosmologie. Als wissenschaftliches Fundament beschreibt die Urknalltheorie, dass das Universum vor etwa 13,8 Milliarden Jahren in einem extrem dichten und heißen Zustand begann und sich seitdem ausdehnt. Die Theorie ist tief in das kosmologische Standardmodell eingebettet, das auf Grundannahmen wie universellen Naturgesetzen und räumlicher Homogenität basiert – also der Vorstellung, dass die physikalischen Gesetze überall im Universum gleich sind und das Universum in großen Maßstäben überall ähnlich aussieht. Der Urknall bildet so den unverzichtbaren Rahmen für die moderne Kosmologie und hat in der wissenschaftlichen Gemeinschaft eine starke Grundlage, sowohl durch Beobachtungen als auch durch theoretische Modelle.
Die Bedeutung des Urknalls: Belege für den Anfang des Universums
Mehrere Beobachtungen stützen die Urknalltheorie und bestätigen sie als plausiblen Ursprung des Universums. Eine der grundlegendsten Entdeckungen stammt von Edwin Hubble (Namensgeber des berühmten Weltraumteleskops), der 1929 die Expansion des Universums nachwies: Galaxien bewegen sich voneinander weg, was auf eine fortlaufende Ausdehnung des Raums hindeutet. Diese Entdeckung legte die Basis für die Vorstellung, dass das Universum einmal einen Ursprungspunkt gehabt haben muss.
Ein weiteres starkes Indiz für den Urknall ist die kosmische Hintergrundstrahlung. Diese schwache Strahlung, die heute noch messbar ist, wird als Überbleibsel aus der Zeit kurz nach dem Urknall angesehen und entspricht genau den Vorhersagen des Urknallmodells. Ebenso erklärt die Urknalltheorie die Verteilung und Häufigkeit leichter Elemente wie Helium und Wasserstoff im Universum, die in den ersten Sekunden des Urknalls gebildet wurden.
Mathematische Stütze: Das Borde-Guth-Vilenkin-Theorem
Eine wichtige theoretische Bestätigung für die Notwendigkeit eines Anfangs des Universums bietet das Borde-Guth-Vilenkin-Theorem. Dieses mathematische Theorem zeigt, dass jede Art von Universum, das sich ausdehnt, eine Art von Anfangssingularität haben muss. Es beweist, dass auch die Phase der Inflation – eine extrem schnelle Expansion des Universums unmittelbar nach dem Urknall – nicht unendlich weit in die Vergangenheit zurückreichen kann. Das bedeutet, dass das Universum eine klare Grenze in der Zeit hat und es „vor“ dem Urknall kein Universum im herkömmlichen Sinne gegeben haben kann.
Alternative Ansätze: Können sie den Urknall ersetzen?
Obwohl die Urknalltheorie ein solides Fundament bietet, gibt es alternative Modelle, die versuchen, das Universum ohne den klassischen Urknall zu erklären. Eine dieser Theorien stammt von Forschern am Perimeter Institute im kanadischen Waterloo, die untersuchen, ob der Urknall eher einem Schwarzen Loch ähneln könnte – konkret dem Ereignishorizont, der den Punkt darstellt, ab dem nichts mehr entkommen kann. Solche Ansätze könnten Hinweise darauf geben, ob es ein Universum „vor dem Urknall“ gab.
Eine weitere alternative Theorie ist das ekpyrotische Modell von Physikern wie Paul Steinhardt und Neil Turok. Diese Theorie beschreibt, dass unser Universum aus der Kollision zweier höherdimensionaler „Branen“ entstanden ist und so eine Expansion startete. Der Zustand vor dieser Kollision wäre demnach ein Universum ohne Materie, das plötzlich durch die Brankollision zu „unserem“ Universum wurde.
Auch die Theorie der ewigen Inflation liefert eine andere Perspektive. Sie baut auf der klassischen Inflationstheorie auf, geht aber davon aus, dass das Universum nicht nur einmal expandiert, sondern dass in immer neuen Bereichen neue „Blasen-Universen“ entstehen. Diese ewige Inflation würde also erklären, warum das Universum zwar einen Anfang hatte, aber dennoch immer wieder neue Regionen entstehen könnten.
Der Urknall bleibt unverzichtbar
Obwohl es sogar noch weitere Theorien gibt, bleibt die des Urknalls als Ursprung des Weltalls in der wissenschaftlichen Gemeinschaft als beste Variante weitgehend akzeptiert. Die Theorie wird nicht nur durch zahlreiche empirische Befunde, sondern auch durch mathematische Modelle gestützt. Auch wenn alternative Theorien wie das ekpyrotische Modell oder die ewige Inflation interessante Ansätze bieten, bleibt der Urknall mit seinen starken Beobachtungsbelegen und der mathematischen Fundierung ein unersetzliches Modell für das Verständnis unseres Universums. Bislang gibt es keine alternative Theorie, die den Urknall vollständig ersetzen könnte – im Gegenteil: Der Urknall liefert Antworten, die keine andere Theorie bisher so umfassend bieten kann.
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(kfb)