Plötzlich steht die Welt still
Wenn auf Reisen das Handy verloren geht

Wie einfach ist das doch alles mit unseren Mobiltelefonen: Ich navigiere mit dem Handy, ich buche mein Hotel über das Handy und ich bezahle damit. Natürlich fotografiere ich auch mit diesem kleinen Wundergerät. Was aber ist, wenn das Gerät plötzlich verloren ist, mag man sich gar nicht ausmalen. Ein Erfahrungsbericht.
Eine ganze Reise organisiert - ohne Handy geht nichts
Slowenien, schönes Slowenien. Ich war schon oft in diesem kleinen, hübschen Land. Triglav-Nationalpark, die Alpenseen, Piran am Meer. Herrlich. Den Osten allerdings kannte ich noch nicht. Also ab in den Zug nach Graz und dann geht es auf dem Rad los - ein paar Tage radeln bis nach Kroatien ans Meer.
Über Maribor fahre ich durch die slowenischen Weinberge in Richtung der tiefen Wälder, in denen Hunderte Bären leben. Entlang beschaulicher Flüsse rolle ich, bis ich schließlich in Novo Mesto ankomme. Was für eine schöne Stadt. Die Altstadt liegt in einer Flussschleife, eine Kirche auf dem Berg, am Himmel viel blau und ein paar weiße Wolken - das wird ein Sptzen-Foto. Ich stehe auf einer Brücke und hole das Telefon aus der Halterung am Fahrradlenker um zu fotografieren. Blöderweise rutscht es aus der Hand, fällt runter und klatscht genau auf einen kleinen Stein, der auf der Brücke liegt. Von dort fliegt es im rechten Winkel unter der Brüstung durch und fällt in den Fluss..
Ein Moment, der eine Ewigkeit dauert. Ich schaue dem Gerät noch über das Geländer hinterher, es versinkt sofort im Wasser des türkisgrünen Flusses. Es ist weg. Alles ist weg. Meine Fotos, meine Kontakte, meine Navigation, mein nächstes Hotel. Nichts ist mehr, wie es eben noch war.
Das Leben steht still - von einem Moment auf den anderen
Okay, „Adopt, Adapt, Improve”. Übersetzt etwa annehmen, anpassen, verbessern - das Motto der legendären Tafelrunde. Was mache ich denn jetzt? Ich kann zuhause niemandem Bescheid sagen, ich kann nicht mit dem Fahrrad zum nächsten Hotel fahren, ich weiß nicht einmal, wie das Hotel heißt. Noch irgendwelche Telefonnummern im Kopf? Schwierig. Es ist eigentlich fast absurd, wie abhängig wir von diesen kleinen Geräten sind, die bequem in unsere Tasche passen. Nichts ist mehr im Kopf, alles ist im Mobiltelefon gespeichert.

Ich radele langsam durch die Stadt, komme mehr oder weniger zufällig an meinem online reservierten Hotel vorbei, glücklicherweise hatte ich mir ein Foto auf dem Buchungsportal angesehen. Ja, es gibt eine Reservierung für mich. Schon mal gut, heute habe ich ein Dach über dem Kopf. Morgen eher nicht, denn das nächste Hotel ist in Rijeka, wie soll ich da ohne Navigation mit dem Fahrrad hinkommen? Den Namen weiß ich auch nicht mehr. Es ist verrückt. Ohne Handy wird alles zur Mammutaufgabe.
Und wann habe ich das letzte Update gemacht? Keine Ahnung. Jetzt muss ich erstmal meine Heimfahrt organisieren - so geht die Reise nicht weiter. Aber das ist gar nicht so einfach. Ein Ticket online kaufen? Geht mit PIN-Abfrage über das Handy. Und was soll ich mit einem digitalen Ticket? Also ab zum Bahnhof. Ich suche mir einen Zug, der mich schon früh morgens Richtung Österreich bringt. Aber ich habe ohne Handy nicht mal mehr eine Uhr, geschweige denn einen Wecker.
Was soll ich mit einem digitalen Zugticket?
Ich entscheide mich für einen späteren Zug. In Slowenien kann man das Ticket noch im Zug kaufen. Ab Ljubljana will ich mit dem Rad fahren, bis Villach. Vielleicht bekomme ich da am Bahnhof ein Zugticket nach Deutschland. Das Problem sind die wenigen verfügbaren freien Plätze für einen Rad-Stellplatz. In der Sommersaison ist da am Wochenende kaum eine Chance, wenn man so kurzfristig bucht.
Ich fahre ein Stück mit dem Rad, aber ohne Navigation lande ich auf einer lebensgefährlichen Bundesstraße, über die ein Laster nach dem anderen brettert. Irgendwann (ab Jesenice) finde ich einen hübschen und sicheren Radweg, der mich über Kranjska Gora und den Wurzenpass nach Österreich bringt. Nach einer unschönen Nacht am Salzburger Bahnhof schaffe ich es dann zurück nach Deutschland. Aber wie anstrengend ist das bitte alles ohne Mobiltelefon?
Was habe ich gelernt?
Backups sind super wichtig, die Cloud ist wichtig. Apple und Google haben eigene verschlüsselte Cloud-Dienste. Es gibt weitere Anbieter, bei denen ihr zum Beispiel Fotos speichern könnt. Ich werde nun auch Fotos auf meinen Rechner übertragen. Auch bei den Chats der gängigen Messenger hilft von Zeit zu Zeit ein Backup. Und ein paar wichtige Telefonnummern kommen nun handschriftlich in mein Portemonnaie. Genauso wie wichtige Passwörter - natürlich verschlüsselt und nur für mich erkennbar.