Venus im Wandel
Planet zeigt sich als Sichel am Abend- und Morgenhimmel
Die Venus, unser hellster Nachbarplanet, zeigt sich derzeit in einer faszinierenden Phase: Ihre Form verändert sich sichtbar und anschließen spielt sie „Verstecken“. Was steckt hinter diesem Himmelsphänomen?
Die Sichel-Venus: Ein seltenes Schauspiel

Die Venus steht der Erde momentan besonders nah und erscheint deshalb als auffällige Sichel. Schon mit einem einfachen Fernglas lässt sich diese Form deutlich erkennen. Selbst ein Opernglas oder ein kleines Fernglas reichen aus, um die schmale Lichtsichel zu entdecken. Ihre wechselnden Phasen erinnern an die des Mondes, doch im Gegensatz zu unserem Erdtrabanten ändert sich ihre Größe dabei deutlich. Wenn die Venus als Sichel erscheint, ist sie uns besonders nah und wirkt größer als in anderen Phasen.
Dass die Venus Phasen durchläuft, entdeckte bereits Galileo Galilei im Jahr 1610. Seine Beobachtungen widerlegten das damals vorherrschende geozentrische Weltbild, das die Erde als Zentrum des Universums sah. Die Venusphasen waren ein klarer Beweis dafür, dass sie die Sonne umkreist und nicht die Erde – eine bahnbrechende Erkenntnis, die das Verständnis unseres Sonnensystems revolutionierte.
Venus verschwindet – aber nicht für lange
Mit jeder Nacht wird die Sichel der Venus schmaler. Während am 5. März noch etwa zehn Prozent ihrer Oberfläche von der Sonne beleuchtet waren, sind es am 17. März nur noch zwei Prozent. Gegen Ende des Monats steht sie nur noch knapp über dem Horizont, und ab dem 20. März reflektiert sie so wenig Licht, dass sie mit bloßem Auge kaum mehr zu sehen ist.
Wer die Venus in ihrer aktuellen Phase noch beobachten will, sollte sich einen Platz mit freier Sicht Richtung Westhorizont suchen. Die beste Beobachtungszeit liegt kurz nach Sonnenuntergang, bevor die Venus selbst untergeht. Ein Fernglas hilft, die immer schmaler werdende Sichel noch eine Weile zu verfolgen.
Am 23. März zieht die Venus schließlich genau zwischen Erde und Sonne hindurch. Während dieser sogenannten unteren Konjunktion verschwindet sie für einige Tage komplett vom Nachthimmel. Doch schon Ende März erscheint sie wieder – dieses Mal am Morgenhimmel.
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Vom Abend- zum Morgenstern

Mit ihrer Rückkehr wird die Venus nicht mehr am Abend-, sondern am Morgenhimmel zu sehen sein. Jetzt zeigt sie erneut eine schmale Sichel, die jedoch in die entgegengesetzte Richtung gebogen ist. Schon in der Antike beobachteten Menschen dieses Phänomen und hielten Venus für zwei verschiedene Himmelskörper: den Morgenstern und den Abendstern. Erst mit der Zeit wurde erkannt, dass es sich um einen und denselben Planeten handelt.
Ab Ende April wird die Venus am Morgenhimmel wieder heller und steigt mit jeder Woche höher über den Horizont. Ihre Phase nimmt dabei stetig zu, bis sie im Sommer eine fast volle Scheibe zeigt. Doch wer sie erneut als Abendstern sehen will, braucht Geduld: Erst im Januar 2026 kehrt sie an den Abendhimmel zurück.
Venus: Der seltsamste Planet unseres Sonnensystems?
Die Venus ist in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnlicher Planet. Obwohl sie mit 225 Tagen eine kürzere Umlaufzeit um die Sonne hat als die Erde, dauert eine einzige Drehung um ihre eigene Achse unglaubliche 243 Tage – ein Venus-Tag ist also länger als ihr Jahr! Zudem dreht sie sich als einziger Planet unseres Sonnensystems „rückwärts“, also im Uhrzeigersinn. Ihre dichte Atmosphäre sorgt für einen massiven Treibhauseffekt, der Temperaturen von bis zu 475 Grad Celsius erzeugt – heißer als auf Merkur, obwohl die Venus weiter von der Sonne entfernt ist.
(kfb)