Alle Fakten rund um den Maikäfer

Flieg, Maikäfer, flieg: Droht in Deutschland eine Plage?

von Oliver Scheel

Maikäfer
Maikäfer sitzen im Kaiserstuhl auf Blättern.

Jedes Kind kennt den Maikäfer, dieses vielbesungene Insekt, dass früher milliardenfach auftrat, in manchen Jahren eine echte Plage entwickelte und dann kurz vor dem Aussterben stand. Die Bestände haben sich erholt. Ist 2025 ist ein Maikäfer-Jahr? Wird sogar eine Plage erwartet? Und warum ist das regional so verschieden? Alle wichtigen Fakten rund um den Maikäfer.

So geht der Maikäfer-Zyklus

Mit aufgestellten Fühlern und rasend schnell schwirrenden Flügeln startet ein Maikäfer am Montag (03.05.2010) in einem Wald bei Darmstadt in Hessen in die Luft. Mit ihm werden in den kommenden Wochen etliche Milliarden Käfer aus dem Boden kommen und das Laub von den Bäumen fressen, bevor ihr Lebenszyklus nach vier bis sechs Wochen zu Ende geht. Hinter dem massenhaften Auftreten der Tiere steht ein sogenanntes Maikäferjahr, wie es nur alle vier Jahre vorkommt. Das Naturschauspiel lockt Naturfreunde in die Wälder, treibt Waldbesitzer jedoch zur Verzweifelung. Foto: Boris Roessler dpa/lhe  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Maikäfer schwärmen zu Milliarden aus

Die Feld- und Waldmaikäfer haben sich in ihrem Bestand wieder erholt. Nun schlüpfen die Käfer aus der Erde und gehen mit dem für sie typischen lauten Brummen auf die Reise. Es gibt Maikäfer-Jahre und Jahre, in denen die Tiere kaum fliegen. Das liegt an einem Zyklus, dem sie unterliegen.

Maikäfer einer Region leben meist im gleichen Zyklus. Für diesen Zyklus benötigen sie drei bis fünf Jahre von der Eiablage bis zum Schlüpfen der neuen Generation. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen sie als Engerlinge unter der Erde.

Wie auf ein geheimes Kommando kommen sie ab Mitte April aus der Erde und gehen auf ihre letzte Reise, den sogenannten Reifefraß. Sie dürfen nun sechs bis sieben Wochen zum Fressen durch Wald und Feld streifen. Die Männchen sterben nach der Begattung, die Weibchen nach der Eiablage.

Der NABU schätzt die aktuelle Lage so ein: Generell kann man für 2025 aber sagen, dass bundesweit betrachtet kein besonders starkes Maikäferjahr zu erwarten ist. Schwerpunkte des Maikäfer-Schlüpfens sind aber im Südwesten Deutschlands, in Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin und Brandenburg.

Erwachsene Maikäfer können ganze Bäume kahl fressen

Flieg, Maikäfer, flieg - Ein Feld-Maikäfer Männchen startet am Mittwoch (29.04.2009) vom Finger einer jungen Frau in Berlin zu seinem Erstflug. Ende April erscheinen diese allseits bekannten Käfer. Bei Temperaturen ab 20 Grad Celsius fliegen sie abends lebhaft umher und suchen zartblättrige Laubbäume auf, die sie fast kahlfressen können. Zur Eiablage graben sich die Käfer tief in den Boden ein. Die daraus entstehenden Engerlinge verpuppen sich nach drei Jahren und kommen im vierten Jahr als neue Käfergeneration ans Tageslicht. Foto: Wolfgang Kumm dpa/lbn +++(c) dpa - Bildfunk+++
Maikäfer-Erstflug in Berlin

Maikäfer sind in gewaltigen Mengen sehr schädlich, und das gleich auf mehrfache Weise: Weil sowohl Käfer als auch die Engerlinge im Boden einen mordsmäßigen Appetit haben, konnten sie immer wieder große Schäden in den Wäldern und in der Landwirtschaft anrichten.

Engerlinge können ganze Gemüseäcker und Getreidefelder vernichten, weil sie alle Pflanzenwurzeln abknabbern. Erwachsene Käfer können sogar ganze Bäume kahl fressen.

Der Wald leide massiv unter der wiederkehrenden Massenvermehrung, erläuterte Hessen Forst: „Dabei spielt der Wurzelfraß der Engerlinge eine weit größere Rolle als der Blattfraß der ausgewachsenen Käfer.“ Weil der Wald ohnehin schon durch die Trockenheit geschädigt ist, fehlt ihm Widerstandskraft. Der Schaden durch Käfer und Käferlarven kann so drastisch verschlimmert werden.

Funfacts über die Maikäfer

ARCHIV - Ein Feld-Maikäfer-Männchen sitzt in Berlin auf frischen Trieben eines Apfelbaumes (Aufnahme vom 28.04.2009). Ende April erscheinen normalerweise die bekannten Käfer. Bei Temperaturen ab 20 Grad Celsius fliegen sie abends lebhaft umher und suchen zartblättrige Laubbäume auf, die besonders die Weibchen fast kahl fressen können. Zur Eiablage graben sich die Käfer tief in den Boden ein. Die sogenannten Engerlinge verpuppen sich nach drei Jahren und kommen im vierten Jahr als neue Käfergeneration ans Tageslicht. (Zu dpa-Hintergrund "Brummende Kahlfresser - Die Maikäfer sind wieder da" vom 28.04.2010). Foto: Wolfgang Kumm dpa/lbn  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Brummende Kahlfresser - Die Maikäfer sind wieder da

- Während des Massenfluges kann es laut Hessen Forst auch nötig werden, kurzfristig Straßen zu sperren.

- Wie der NABU auf seiner Website berichtet, gab es in Wien 1951 eine so krasse Plage, dass eine Milliarde Tiere gesammelt wurden, aus denen die städtische Tierkörperverwertungsanstalt tonnenweise eiweißhaltiges Maikäfermehl herstellte. Die proteinhaltige Kost ging zur Verfütterung an Hühner und Schweine.

- Stichwort Proteine: Maikäfer und ihre Larven werden von vielen Vögeln wie Krähen und Möwen, auch Fledermäuse greifen gerne zu. Unter der Erde geht es den Engerlingen durch Dachse, Maulwürfe, Igel, Spitzmäuse und Wildschweine an den Kragen. Auch für Menschen sind die Käfer durchaus genießbar. Es gibt Rezepte mit Maikäfern als Zutat.

- In den 1950er Jahren bis hinein in die 1970er Jahre trachtete man dem Käfer mit heftigsten Insektiziden nach dem Leben. Hubschrauber flogen über die Felder und versprühten DDT. Das Verbot dieses Killers rettete den Käfer dann wohl vor dem Aussterben.

- Am liebsten gehen die Waldmaikäfer an Eichen, Buchen und Hainbuchen, Feldmaikäfer mögen Obstbäume.

(osc)