Zerstörerischer Stern

Roter "Gift"-Zwerg verursacht Schluckauf bei seinem Planeten

von Karim Belbachir

Wie es aussieht, wenn ein Planet Schluckauf hat, haben nun Aufnahmen des Hubble-Teleskops gezeigt. Darauf war der Rote Zwerg AU Microscopii b in 32 Lichtjahren Entfernung zu sehen und ein ihm sehr naher Gasplanet. Letzterer bekommt immer Aufstoßen, sobald er sich wieder seinem Stern nähert.

Zerstörerische Rote Zwerge

AU Microscopii b und AU Mic b beim Umlauf
Der Roter Zwergstern AU Microscopii b zerrt an der Atmosphäre seines Gasplaneten AU Mic b. Die Wasserstoffhülle verdampft im All.

Rote Zwerge jungen Alters sind die am häufigsten vorkommenden Sterne des Universums. Die koronalen Massenauswürfe dieser Zwergsterne können sogar größer sein als die unserer Sonne, obwohl diese ein Vielfaches der Masse besitzt. Ihre Sternenfackeln können Wasser sogar auf Planeten in ihrer habitablen Zone verdunsten lassen. Der beobachtete AU Microscopii b ist weniger als 100 Millionen Jahre alt und für galaktische Verhältnisse sozusagen ein kleines Kind. Wie es nun mal mit dem jungen Gemüse so ist, verhält es sich sehr wild. Nun übt AU Microscopii b seine zerstörerische Kraft auf den Gasplaneten AU Mic b aus.

Eruptionen bis zu 1.000-mal größer als auf der Sonne

Sonneneruption, Solar Flare, Sonne. Plasma
Im Jahr 2012 wurde auch eine riesige Sonneneruption beobachtet, die uns glücklicherweise nicht erreicht hat. Die ausgeschleuderten Teilchen hätten wohl den ein oder anderen Satelliten stark beschädigt.

Der Exoplanet der Neptunklasse, AU Mic b, hat die vierfache Größe der Erde, ist aber nur knapp 10 Millionen Kilometer von seinem Stern entfernt. Zum Vergleich: Der Merkur ist sechs Mal so weit von der Sonne weg. AU Mic b ist also den Launen seines Zwergsterns ausgeliefert und bekommt so immer Schluckauf, sobald er sich ihm nähert.

Die Eruptionen des Roten Zwergs können 100- bis 1.000-mal so groß werden wie die der Sonne. So verliert AU Mic b immer ein Stück seiner Wasserstoff-Atmosphäre. Hinzu kommt die intensive UV-Strahlung, die einen Menschen zwingen würde, Sonnencreme mit dem Schutzfaktor 5.000 zu nutzen. Der Planet zieht so eine Wasserstoffwolke bei seiner etwa 8,5-Tage dauernden Sternumrundung hinter sich her.

Zusammenspiel zwischen Stern und Planeten

Der Exoplanet wurde 2020 von den Weltraumteleskopen Spitzer und Tess entdeckt. Es brauchte allerdings einen genaueren Blick durch das Hubble-Teleskop, um den Gasverlust zu entdecken. Bei jedem Umlauf blähte sich die Gashülle des Planeten auf und wurde dann stückchenweise ins All geschleudert. Beobachtet hatte dies die Doktorandin und Studienleiterin Keighley Rockcliffe mit ihren Kollegen vom Dartmouth-College in Hanover im US-Bundesstaat New Hampshire. „Als ich das zum ersten Mal sah, dachte ich: Das kann nicht richtig sein“, erklärte Rockcliffe. Sie sah richtig und die Entdeckung offenbart das Zusammenspiel von Stern und Planeten.

Offenbar verlieren Planeten, die innerhalb der ersten 100 Millionen Jahre nach der Geburt ihres Sterns entstanden sind unter diesen extremen Bedingungen den Großteil ihrer Atmosphäre. Rockcliffe will die vielen Fragen, die sich nun stellen, mit weiteren Beobachtungen beantworten: „Wir wollen herausfinden, welche Arten von Planeten diese Umgebungen überleben können. Wie sie schließlich aussehen, wenn sich der Stern beruhigt und ob es irgendwann eine Chance auf Bewohnbarkeit gibt. Oder werden sie am Ende nur verbrannte Planeten sein?“

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(kfb)