Spätsommer im November
Warum Mücken und Wespen weiter nerven

Ein November, der wie ein zweiter Spätsommer wirkt, hat eine unerwartete Nebenwirkung: Mücken und Wespen hängen noch immer über Balkonen, Terrassen und an der Kuchentafel herum. Was eigentlich längst mit dem ersten Frost erledigt sein sollte, geht in die Verlängerung – und nervt gewaltig.
Warum Mücken jetzt noch unterwegs sind
Normalerweise bremst eine Folge klarer Nächte mit Temperaturen nah am Gefrierpunkt die Population deutlich aus. Bleiben die Nächte dagegen mild und fallen die Werte kaum unter zehn Grad, dann bleiben viele Insekten weiter aktiv. Für Stechmücken ist vor allem stehendes Wasser entscheidend: Regentonnen, Untersetzer, Eimer oder verstopfte Regenrinnen bieten ideale Mini-Brutplätze. In einem warmen November entwickeln sich die Larven dort einfach weiter, als wäre noch Spätsommer. Einige Arten schaffen mehrere Generationen in einer Saison – ein November-Sommer schiebt diesen Zyklus einfach ein Stück nach hinten.
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Wespen im Spätbetrieb
Wespenvölker sind eigentlich auf dem absteigenden Ast, sobald es draußen häfig unter fünf Grad geht. Die Königin sucht sich ein Winterversteck, der Rest des Volkes stirbt nach und nach ab. Bleibt es aber lange warm, läuft dieser Prozess viel langsamer.
Zum einen hängt dann oft noch Nahrung herum: Fallobst im Garten, offene Mülltonnen, Süßes auf dem Balkon. Zum anderen sind viele Wespenvölker in Städten besonders robust. Gebäudewärme, windgeschützte Innenhöfe und milde Nächte lassen sie länger überleben, als es dem menschlichen Nervenkostüm lieb ist.
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Klimawandel als Verstärker
Solche November-Sommer fügen sich in ein Muster ein, das Wetterdienste seit Jahren beobachten: mehr warme Tage im Herbst, weniger frostige Nächte, oft deutlich über zehn Grad selbst im Spätherbst. Insekten, die bisher an ein enges Zeitfenster gebunden waren, nutzen diese zusätzlichen Wochen.
Langfristig kann das die Verbreitung mancher Arten verändern. Stechmücken, die Krankheitserreger übertragen können, finden in einem wärmeren Klima günstigere Bedingungen – auch wenn nicht jede Mücke gleich zur Gesundheitsgefahr wird.
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Was gegen die verlängerte Insekten-Saison hilft
Ganz ohne Chemie lässt sich schon viel tun:
- Brutplätze trocknen lassen
Untersetzer leeren, Regentonnen abdecken, Eimer umdrehen. Alles, was länger als ein paar Tage Wasser sammelt, wird sonst zum Mücken-Kindergarten. - Verlockungen reduzieren
Reifes Obst im Garten regelmäßig aufsammeln. Süße Getränke abdecken, Essensreste nicht offen stehen lassen, Mülltonnen gut schließen – sonst bleibt der Wespen-Lieferservice im Dauerbetrieb. - Wohnung sichern
Fliegengitter an häufig geöffneten Fenstern und Balkontüren helfen, gerade in warmen November-Abenden, wenn noch gelüftet wird. - Ruhe bewahren
Die meisten Wespen sind im Spätherbst träge und eher auf Zuckersuche als auf Angriff. Ruhige Bewegungen und kein wildes Fuchteln senken das Stichrisiko deutlich, auch wenn es manchmal wirklich schwer fällt.
Verwendete Quellen: wetter.de, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, Umweltbundesamt