Wasser-Kreislauf stottert
Versiegender Golfstrom bringt uns kalte Winter
von Björn Alexander und Karim Belbachir
Die Zeichen stehen nicht allzu gut für unseren Golfstrom. Denn das riesige Förderband, das entscheidend für die Wetter- und Klimaentwicklung in vielen Teilen der Welt mitverantwortlich ist, scheint allmählich schwächer zu werden. Mit teils unabsehbaren Folgen.
Golfstrom versiegt durch den Klimawandel

Angetrieben wird der Golfstrom maßgeblich von Abläufen im hohen Norden. Hier gibt es Prozesse, die im Zusammenspiel von tauendem Süßwasser der Schnee und Eismassen dafür sorgen, dass der Strom in Bewegung bleibt und Energie aus dem Süden bis herauf in den Norden transportiert. Durch den fortschreitenden Klimawandel steht aber zu befürchten, dass diese Vorgänge ins Stocken geraten könnten. Am Ende dieser komplexen Prozesse könnte der Strom dann nicht mehr bis hoch nach Island und den Nordatlantik reichen, sondern schon deutlich weiter südwärts enden.
Eisige Kälte in Mitteleuropa: Gibt es bald Winter wie in Nordamerika?

Der Golfstrom ist zu einem großen Teil am Wettergeschehen beteiligt. Die milde Meeresströmung transportiert warmes Wasser aus südlichen Breiten hoch in den Norden. Schlussendlich sind die Big Player in der großen Wetterküche, wie beispielsweise das Islandtief, dem Phänomen des Golfstroms geschuldet. Außerdem sorgt es bei uns in Deutschland dafür, dass die Winterluft aus nördlichen Breiten auf dem Weg zu uns über dem Atlantik angewärmt werden.
Schlussendlich sorgt der Golfstrom somit dafür, dass es bei uns auch im Winter häufiger milder ist als beispielsweise in den USA. Dort kommt die Polar- und Arktikluft direkt über Kanada also quasi auf dem Landweg heran. Das sorgt dafür, dass die Kaltluftvorstöße in Nordamerika wesentlich grimmiger sind als bei uns in Mitteleuropa.
Dramatische Klimaveränderungen in Europa

Wird der Golfstrom schwächer oder knickt er weiter südlich schon ab, zum Beispiel auf der Höhe Spaniens, dann würde es bei uns in Deutschland wahrscheinlich im Mittel kälter. Ebenfalls würden sich die großen und zum Teil stationären Druckgebilde mit großer Sicherheit verändern oder verschieben.
Doch nicht nur bei uns in Deutschland und Europa wären die Folgen deutlich spürbar – vielleicht sogar dramatisch. Nur ein Beispiel wäre der Wärmestau und eine mögliche Erhöhung der Oberflächentemperaturen in Richtung Äquator beziehungsweise in den südlichen Breiten. Eine Intensivierung der atlantischen Hurrikan-Aktivität ist hierbei nur eine der mögliche Auswirkungen.
Warum wird der Golfstrom langsamer?

Wie nun der US-amerikanische Wetterdienst NOAA errechnet hat, sind die Temperaturen des Golfstroms im Nordatlantik tatsächlich um einiges niedriger als noch vor ein paar Jahren. Verantwortlich dafür sind die abschmelzenden Polkappen. Das Süßwasser verdünnt den Salzgehalts des Meerwassers. Dadurch hat das Oberflächenwasser eine geringere Dichte und sinkt nicht mehr in die Tiefe ab. Da die Meeresströmung nun nicht mehr so schnell absinkt, verursacht sie einen Stau, der die gesamte Strömung verlangsamt.
Wie Messungen ergaben, ist der Salzgehalt deutlich geringer als noch vor 40 Jahren. Eine Eiszeit müssen wir deswegen zwar noch nicht erwarten, aber das Wetter würde sich drastisch verändern. Die Winter wären deutlich strenger, als sie es bisher waren. Die Sturmfluten in Norddeutschland könnten außerdem zunehmen. Die bereits erwähnte höhere Hurrikan-Aktivität in Nordamerika ist eine weitere Auswirkung.
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(bal, kfb)