Fliegen ohne Klima-Reue?
Firma stellt Kerosin aus Fäkalien her
Die Klimakrise erfordert neue Ideen – und teilweise muss man sich an diese erst gewöhnen. So wie diese hier: Die englische Firma Firefly entwickelt ein Verfahren, um Kerosin aus menschlichen Fäkalien herzustellen. Im Ernst!
Unser Video zeigt die aktuelle Folge des Klima Updates, in der Bernd Fuchs den „Kacksprit“ fürs Fliegen erläutert.
Biomasse: Klimaneutral, aber teils in Konkurrenz zum Lebensmittelanbau

Biomasse gilt als klimaneutraler Energieträger: Sie wird oft aus Pflanzen gewonnen, die zum Wachsen Kohlenstoffe aus der Atmosphäre aufnehmen. Wenn Biomasse verbrannt wird, gibt sie Kohlenstoffe wieder an die Atmosphäre zurück – aber eben idealierweise nicht mehr, als die Pflanzen beim Wachsen aus der Umgebung „aufgesaugt“ haben.
Im Gegensatz dazu stehen die sogenannten fossilen Brennstoffe Gas, Öl und Kohle. Sie werden aus dem Erdboden gepumpt oder abgebaut. Wenn diese verbrannt werden, gelangen Kohlenstoffe in die Atmosphäre, die vorher noch nicht dort waren. Deshalb ist in den vergangenen Jahrzehnten der Kohlenstoffdioxid-Gehalt der Atmosphäre deutlich gestiegen und der Treibhauseffekt in Gang gekommen. Fossile Brennstoffe sind also klimaschädlich.
Doch die Nutzung von Biomasse bringt neue Probleme mit sich: Zum Beispiel dann, wenn große Mengen von Mais extra nur deshalb angebaut werden, um nach der Ernte in Biogasanlagen zu vergammeln. Die Äcker stehen dann nicht mehr zum Anbau von Lebensmitteln oder Tierfutter zur Verfügung.
Welchen Vorteil haben menschliche Fäkalien?

Die Ausscheidungen von Tieren werden zum Teil bereits genutzt: als Dünger oder für den Betrieb von Biogasanlagen. Außerdem entstehen insbesondere bei der industriellen Nutztierhaltung Probleme in Bezug auf Klima- und Umweltschutz: Kühe scheiden beispielsweise das Treibhausgas Methan aus.
So gesehen spricht einiges für die Idee einer Firma aus Großbritannien mit dem Namen Firefly. Diese gibt an, aus menschlichen Ausscheidungen Kerosin herstellen zu können, welches herkömmlichem Kerosin nahezu gleich sei und unter dem Strich 92 Prozent weniger Treibhausgase ausstoße. Klingt vielversprechend, aber noch ist das Produkt nicht auf dem Markt. Offenbar müssen noch verschiedene Tests durchlaufen werden.
Klimafreundliches Kerosin kann in normalen Flugzeugen verwendet werden

Klimaschutz, auch im Zusammenhang mit möglichen Einsparungen beim Treibstoffverbrauch, ist ein wichtiges Thema im Luftverkehr. Es gibt verschieden Ansätze, die Effizienz zu steigern. Die Verwendung von klimafreundlichen Kraftstoffen kann einen Beitrag dazu leisten, dass Fliegen eine bessere Treibhausgas-Bilanz bekommt. Ein Vorteil ist, dass sie in normalen Flugzeugen verwendet werden können. Der englische Begriff für diese nachhaltigen Flugkraftstoffe lautet Sustainable Aviation Fuel (Saf). Es gibt verschiedene Ansätze, solche Treibstoffe zu gewinnen.
Die Lufthansa habe beispielsweise 0,2 Prozent ihres Bedarfs an Treibstoffen im Jahr 2022 mit Saf gedeckt, die aus biogenen Reststoffen, wie zum Beispiel gebrauchtem Speiseöl hergestellt wurden, wie die Firma auf ihrer Internetseite schreibt. Demnach sei der Preis für Saf-Stoffe deutlich höher als jener für fossiles Kerosin.
(cli, bfu)



