Ex-Melissa
Hurrikan erreicht Europa mit Folgen für Deutschland

Letzte Woche sorgte Hurrikan Melissa für verheerende Schäden, vor allem auf Jamaika. Nun hat der Wirbelsturm als Ex-Hurrikan Europa erreicht. Der Einfluss des Sturms auf das Wetter in Deutschland dürfte manche aber staunen lassen.
Ex-Hurrikan Melissa ist nun riesiges Sturmtief
Hurrikan Melissa war der heftigste Sturm, den Jamaika jemals gesehen hat. Wieder einmal entwickelte sich ein Wirbelsturm in kürzester Zeit zu einem Monster der höchsten Kategorie 5. Der Klimawandel lässt grüßen. Die Schäden in der Karibik sind verheerend. Mit viel Wucht rauschte der Hurrikan Ende letzter Woche über die Bermuda-Inseln nach Nordosten und verlor erst auf Höhe des kanadischen Neufundlands seine tropischen Hurrikan-Eigenschaften.
Am Wochenende rutschte das Tief als „Ex-Hurrikan“ dann an Grönland vorbei in Richtung Island und Irland, wo es erneut zu einem gewaltigen Sturmtief aufplusterte. Die Auswirkungen werden in den kommenden Tagen vom Nordkap Norwegens bis nach Portugal zu spüren sein – und ja auch bei uns in Deutschland.
Das zweite Leben der Hurrikane in Europa
Tropische Wirbelstürme erleben häufiger noch einmal eine zweite intensive Phase, wenn sie schon gar keine Tropenstürme mehr sind. In der ersten Phase verstärken sie sich durch das warme, tropische Wasser. Die Rotation bekommen sie von der Erdrotation verliehen. Sonst lässt sie die Großwetterlage aber fast komplett in Ruhe, womit sie lange zeit in der gleichen Region viel Energie aufsaugen können und stärker werden.
Tipp: So entstehen Hurrikane
Wenn sie sich nicht durch das Auftreffen auf Land oder das Fehlen warmen Wassers abschwächen und auflösen, driften sie irgendwann automatisch weiter nördlich. Hier warten Höhenwinde auf sie – unser Jetstream beispielsweise. Diese Winde zerreißen die bis dahin oft kreisrunden Wirbelstürme. Gleichzeitig wird das Wasser weiter nördlich immer kälter und es fehlt die Energieversorgung „von unten“.
Aber so weit im Norden, also auch bei uns in Europa, gelten andere Wetter-Regeln. Hier ernähren sich Stürme hauptsächlich aus einem großen Kontrast zwischen Luftmassen. Und da beginnt oft die zweite Hochphase der dann schon „Ex-Hurrikane“. Sie nehmen auf ihrer Reise sehr feuchte und warme Luft mit, die in unseren breiten auf kalte, teils polare Luft trifft. Und das kann zu einer explosionsartigen Verstärkung des Tiefs führen.
Ex-Hurrikan Melissa in Europa: Orkan vs. Sonne und Wärme
Die große Frage ist letztendlich nur noch: Wo genau dreht sich der Sturm? Zieht er rasch vom Nordatlantik durch in Richtung Frankreich, Britische Inseln oder Skandinavien? Er kann auch als Sturm oder sogar Orkan Deutschland erwischen. Ein Teil der „Wirbelsturm-Energie“ kann also auch bei uns Schäden anrichten.
Nicht selten passiert aber das, was diesmal der Fall sein wird: Der Ex-Hurrikan bläht sich auf dem Nordatlantik zu einem riesigen Tief auf, bildet sogar ein paar Ableger. Am Mittwoch reicht sein Tiefdruckeinfluss dann von Portugal bis nach Nordwegen. Hier wird es stürmisch und teils sehr nass. Deutschland liegt aber östlich davon und so strömt plötzlich massiv warme Luft aus Spanien zu uns.

Der Sturm in der Ferne, bringt uns also Wärme bis örtlich locker 20 Grad und unterstützt damit ein Hochdruckgebiet, sodass es sogar verbreitet sonnig wird. Erst in der zweiten Wochenhälfte geht Ex-Melissa die Puste aus. Ein Teil zieht zum Nordpolarmeer, ein anderer wird von neuen Atlantiktiefs aufgesogen. Bei uns wird es wieder kühler, teils wechselhaft und der Hurrikan-Spuk ist vorbei.
Verwendete Quellen: wetter.de arbeitet mit eigenen Recherchen, Analysen, Prognosen sowie Einschätzungen unserer Meteorologen.