Energiewende in China

Die Meister im Ausbau erneuerbarer Energie können andere von sich abhängig machen

von Clara Pfeffer & Lorena Kühl

Für viele ist es der größte Klimasünder der Welt. Gleichzeitig exportiert es so viele Solarpaneele und Elektroautos wie kein zweites Land: China. Kaum ein anderes Land ist dazu in der Lage, in der Diskussion um Klimawandel und Umweltschutz so viele verschiedene Meinungen hervorzubringen. Aber was passiert dort wirklich?

Schnellster Ausbau erneuerbarer Energien

08.08.2024, China, Fuqing: Die Luftaufnahme mit  einer Drohne zeigt den Pilot-Windpark Xinghua Bay, in dem einige Offshore-Windturbinen installiert sind, die unabhängig im Fujian Three Gorges Offshore Wind Power International Industrial Park in der südostchinesischen Provinz Fujian produziert werden. Foto: Jiang Kehong/XinHua/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Erneuerbare Energien: China hat 2023 fast zehn mal so viele neue Kapazitäten für sie geschaffen wie Deutschland

China ist weltweit führend im Ausbau erneuerbarer Energien, gerade im Bereich der Wind- und Solartechnologien. 2023 hat das Land seine Kapazitäten dort um rund 1450 Gigawatt ausgebaut. Zum Vergleich: Die USA baut ihre nachhaltigen Energiequellen nach China am schnellsten aus. Dort haben sich die Kapazitäten im selben Jahr allerdings nur um etwa 390 Gigawatt erweitert.

Deutschland hat in der Zeit etwa 167 Gigawatt an neuen Kapazitäten geschaffen, nur knapp mehr als ein Zehntel des Ausbaus, den China 2023 erreicht hat.

Fossile Energiequellen trotzdem wichtig

Während China einerseits das Land mit dem schnellsten Ausbau klimafreundlicher Energien ist, hat es gleichzeitig immer noch den höchsten Kohleverbrauch. Und nicht nur das: es werden dort weiterhin Kohlekraftwerke gebaut. China begründet ihre Notwendigkeit damit, dass nur so die Energieversorgung garantiert werden könnte, während das Land Schritt für Schritt auf Erneuerbare umsteigt.

Das Weltwirtschaftsforum ist sich unterdessen sicher: der Wechsel zu klimaneutraler Energie in China passiert. So lassen Schätzungen vermuten, das Land könnte den Anteil der Kohlekraft in seinem Strommix bis 2050 von 66 Prozent auf nur noch sieben Prozent senken.

Versucht China, die Energiewende zu beeinflussen?

ARCHIV - 25.04.2023, China, Shanghai: Ein Elektroauto des Staatsunternehmens Hongqi ("Rote Fahne") auf der Shanghaier Automesse 2023. In der Volksrepublik wird mittlerweile die Hälfte aller Elektroautos weltweit verkauft. (zu dpa: «Autostudie: Chinas Marktmacht wächst») Foto: Wang Xiang/XinHua/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Nase vorn: Niemand produziert Elektroautos und Wind- und Solarmodule so schnell wie China. So kann das Land auch oft den Preis dieser Produkte vorgeben

Da kein Land so viel klimafreundliche Technologie exportiert wie China, kann auch kein anderes Land so viel Einfluss auf den Markt nehmen. So haben es beispielsweise Konkurrenten aus anderen Ländern schwer, etwa beim Bau von Elektroautos und Solarpaneelen mitzuhalten.

Daher prüft auch die EU-Kommission, ob China staatliche Subventionen an Hersteller vergibt. So könnten diese nämlich motiviert sein, schneller und mehr zu produzieren und mit hohen Produktzahlen die Preise im Ausland vorzugeben - zu denen andere Hersteller nicht verkaufen können.

Experten sehen es daher als extrem wichtig, dass sich Länder wie Deutschland beim Ausbau erneuerbarer Energien nicht von China abhängig machen.

(alt)