Städte rüsten sich gegen den Klimawandel

Hitzeschutz in Deutschland: Kommunen zeigen, wie es geht

von Björn Alexander

In Zeiten des Klimawandels werden heiße bis sehr heiße Sommer auch hier in Deutschland leider immer wahrscheinlicher. Das gilt ebenso für extreme Hitze von 35 bis 40 Grad oder darüber. Es besteht akuter Handlungsbedarf, um den Folgen des Klimawandels gerecht zu werden.

Am 4. Juni ist Hitzeaktionstag

Die Sommerhitze wird für viele Menschen zur Herausforderung, machmal sogar zur tödlichen Gefahr. Langfristvorhersagen spekulieren sogar erneut auf einen Hitzesommer und gehen damit Hand in Hand mit dem Blick auf die Wetterstatistik. Die Zahl der extremen Hitzetage nimmt nämlich durch die Erderwärmung stetig zu.
Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit warnt: „Deutschland ist auf diese Herausforderung bislang nur unzureichend vorbereitet.” Aus diesem Grund wurde der 4. Juni als Hitzeaktionstag ausgerufen, um auf die Notwendigkeit von Hitzeschutzmaßnahmen aufmerksam zu machen. In diesem Jahr steht hierbei insbesondere der Schutz von Kindern im Fokus, mit speziellen Informationen zum Hitze- und UV-Schutz in Kindertagesstätten und Grundschulen.

Karlsruhe: Vorreiter im Hitzeschutz

Karlsruhe ist durch seine Lage am Oberrhein besonders hitzeanfällig und hat eine kommunale Klimaanpassungsstrategie erarbeitet, die Ziele für Stadtplanung, Stadtgrün und den Hitzeschutz städtischer Gebäude umfasst. Neubauten sind verpflichtet, Dächer und Fassaden zu begrünen, während Schottergärten und Kunstrasen verboten sind. Ein „Stadtplan für heiße Tage” zeigt, wo sich Bürger abkühlen können – darunter Trinkwasserbrunnen und Wasserspiele. Zudem öffnen einige Kirchen ihre Türen für Menschen, die einen kühlen Ort suchen.

Höchstwerte aktuell

Dresden: Pilotprojekt zur Entsiegelung

In Dresden wird im Stadtteil Gorbitz ein Pilotprojekt zur Entsiegelung von Flächen durchgeführt, um das Mikroklima zu verbessern. Sanierungen von Wohnhäusern beinhalten Rollläden und Lufträume, die die Temperatur in betroffenen Räumen um bis zu 3,2 Grad senken sollen. Kostenlose Trinkwasserstationen und eine Karte mit „kühlen Freiräumen” ergänzen die Maßnahmen. Oberbürgermeister Dirk Hilbert plant, die Erkenntnisse aus Gorbitz auf die gesamte Stadt zu übertragen und nach dem Sommer einen umfassenden Hitzeaktionsplan vorzustellen.

Düsseldorf: Verdopplung der Trinkwasserbrunnen

Die Metropole am Rhein setzt ebenfalls auf Trinkwasserbrunnen und plant, deren Zahl von derzeit 25 auf insgesamt 60 zu erhöhen. Eine digitale Karte zeigt kühle Orte wie Kirchen und klimatisierte Museen sowie die Standorte der Trinkbrunnen. Die Stadt hat zudem ein Förderprogramm für die Begrünung von Dächern, Fassaden und Innenhöfen ins Leben gerufen. Ein erstes Konzept zur Hitzeaktionsplanung wird derzeit vorbereitet und umfasst rund 60 Maßnahmen für das gesamte Stadtgebiet.

Alarmierende Zahlen

Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts gab es 2023 und 2024 jeweils rund 3.000 hitzebedingte Sterbefälle in Deutschland. Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat einen Hitzeschutzplan vorgestellt, um die Zahl der Hitzetoten zu halbieren.

Wirtschaftliche Sinnhaftigkeit der Maßnahmen

Experten betonen, dass Investitionen in die Klimaanpassung nicht nur notwendig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Eine Studie der Denkfabrik World Resources Institute zeigt, dass jeder in Anpassung investierte US-Dollar über zehn US-Dollar an Rückflüssen bringen kann.
Die Herausforderungen des Klimawandels sind groß, aber die Maßnahmen, die bereits in Städten wie Karlsruhe, Dresden und Düsseldorf ergriffen werden, zeigen, dass es möglich ist, sich aktiv zu schützen und die Lebensqualität der Bürger zu verbessern.

(mit dpa)