Christian Häckl erklärt dieses seltsame Phänomen

Klimawandel: Darum erwärmen sich Nächte stärker als Tage

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Die bodennahe Schicht erwärmt sich in der Nacht schneller als am Tage.

Der Klimawandel trifft uns alle – die Erde heizt sich messbar auf. Forscher haben aber ein interessantes Phänomen festgestellt: Offenbar heizen sich die Nächte schneller auf als die Tage. Der Anteil der Erwärmung liegt nachts bei etwa zwei Drittel, tagsüber bei einem Drittel. Das belegen Messungen der letzten 50 Jahre.

Woran mag das liegen? Jetzt, da die Nächte immer länger werden und wir schon um 17.30 Uhr aus dem Fenster ins Dunkle starren, ist es an der Zeit, dieses Phänomen einmal zu erklären. Es ist nicht ganz einfach.

Die bodennahe Luftschicht ist nachts kleiner und erwärmt sich daher schneller

Wir haben immer mehr Treibhausgase in unserer Atmosphäre. Die absorbieren die Rückstrahlung von der Erde, sie nehmen diese also auf, halten sie sozusagen fest. Dieser Prozess ist Tag und Nacht gleich stark. So gesehen müssten sich also Tag und Nacht gleich stark erwärmen.

Aber, so erklärt es unser Chef-Meteorologe Christian Häckl, diese zusätzliche Energie, die durch weniger Abstrahlung in der Atmosphäre bleibt, verteilt sich nachts auf ein kleineres Volumen als tagsüber, wenn die bodennahe Luftschicht dicker ist.

Was heißt das? „Die sogenannte Grenzschicht, also die bodennahe Luftschicht ist tagsüber und im Sommer deutlich größer, reicht also weiter in die Höhe als nachts und im Winter“, so der Experte. Wenn sie sich nun auf ein kleineres Volumen verteilt, heizt sie sich schneller auf. So wie ein kleiner Kochtopf mit wenig Wasser auch schneller heiß wird als ein großer mit viel Wasser.

Auch der Wasserdampf fehlende Schneedecken bremsen die Auskühlung der Nacht

11.09.2020, Großbritannien, Newcastle: Junge Leute amüsieren sich in der Innenstadt von Newcastle bei Nacht. Aus Sorge vor einer zweiten Coronawelle werden in England Versammlungen mit mehr als sechs Menschen bis auf Weiteres untersagt. Bislang dürfen sich noch 30 Personen treffen. Die neue Obergrenze soll ab dem 14. September gelten. Sie betrifft Treffen in den eigenen vier Wänden und im öffentlichen Raum. Foto: Owen Humphreys/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Nächte erwärmen sich schneller als Tage. Was Nachtschwärmer freut, beschäftigt Wissenschaftler.

Dazu kommen natürlich noch weitere Effekte, wie die immer geringer und seltener werdenden Schneedecken, die die Luft kühlen. Außerdem ist insgesamt mehr Wasserdampf in der Atmosphäre, also mehr Wolken und diese bremsen die Auskühlung in der Nacht ab.

Das alles führte zu messbar wärmer werdenden Nächten. In Deutschland wurde die wärmste Nacht am 13. August 2003 in Weinbiet bei Neustadt an der Weinstraße gemessen. In dieser Nacht wurde es nicht kälter als 27,6 Grad. In Griechenland liegt die Rekordtemperatur bei unglaublichen 35.8 Grad in Paleochora auf Kreta, gemessen am 27. Juni 2007.