Feuchte Wiesen und Wege

Wetter Lexikon: So entsteht Tau

dpatopbilder - Tautropfen hängen am 22.09.2014 in der Nähe von Gadebusch (Mecklenburg-Vorpommern) an einem Spinnennetz. Foto: Jens Büttner/dpa
Der Tau ist besonders gut an Spinnfäden zu erkennen.

Wer am frühen Morgen oder Vormittag eine Wanderung durch die Natur unternimmt, sollte sich für wasserdichtes Schuhwerk entscheiden. Obwohl es zuvor nicht geregnet hat, sind Wiesen und Feldwege dennoch nass. Dieses Phänomen beruht auf der Taubildung – wir erklären, wie es dazu kommt.

Der in der Luft maximal mögliche Wasserdampfgehalt hängt von der Lufttemperatur ab. Das bedeutet: Je höher die Temperatur, desto mehr Wasserdampf kann die Umgebungsluft aufnehmen. Kühlt sich die Luft jedoch ab, erreicht sie bei einer bestimmten Temperatur die sogenannte Wasserdampfsättigung. Einfacher gesagt: Die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit beträgt 100 Prozent. Diejenige Temperatur, bei der Sättigung eintritt, wird auch als Taupunkttemperatur bezeichnet. Physikalisch gesehen herrscht dann ein Gleichgewicht zwischen Verdunstung und Kondensation.

Sinkt nun die Temperatur in Erdbodennähe unter den Taupunkt, kann die Luft den Wasserdampf nicht mehr halten. Dadurch kommt es zum Übergang vom gasförmigen in den flüssigen Zustand des Wasserdampfs (Kondensation), der sich anschließend an Gegenständen in Form von kleinsten Wassertröpfchen niederschlägt. Diese Wassertröpfchen werden folglich als Tau bezeichnet. Bilden sich die Wassertröpfchen durch Kondensation nicht an Oberflächen, sondern in der Luft, so spricht man von Dunst oder Nebel.

Wann genau tritt dieses Phänomen der Taubildung auf? Damit die Lufttemperatur am Erdboden bzw. der untersten Luftschichten unter die Taupunkttemperatur sinkt, muss eine starke Wärmeausstrahlung stattfinden. Diese tritt in besonderem Maße ein, wenn in der Nacht die tagsüber aufgenommene Wärmeenergie bei wolkenlosem Himmel nahezu ungehindert in höhere Atmosphärenschichten abgegeben werden kann.

Tau ist abgekühlter Wasserdampf

Zudem ist Windstille von großem Vorteil, da dadurch der Nachschub an wärmerer Luft in den bodennahen Luftschichten ausbleibt und infolgedessen die Auskühlung nicht behindert wird. Der Höhepunkt der nächtlichen Auskühlung wird bei klarem Himmel um die Zeit des Sonnenaufgangs herum erreicht. Dies ist zugleich häufig der Zeitpunkt, an dem die nächtliche Tiefsttemperatur registriert werden kann. Diese Art der Taubildung wird in der Meteorologie auch als Strahlungstau bezeichnet.

Eine andere Form der Tauentstehung ist der Advektionstau. Zu Advektionstau kommt es, wenn nach einer Periode kühleren Wetters feuchtwarme Luft herangeführt wird, deren Taupunkt oberhalb der

Temperatur der umströmten Gegenstände liegt. Dies führt in direkter Umgebung der Gegenstände zur Feuchtesättigung und zur Kondensation des Wasserdampfs. Die Intensität von Advektionstau kann beachtlich sein, weil die Feuchteübersättigung wesentlich stärker ausfällt als

bei Strahlungstau.

Wenn in der jetzigen Jahreszeit die Nächte wieder länger werden, ist der Zeitraum der nächtlichen Auskühlung ausreichend um den Taupunkt zu erreichen. Somit kann nahezu täglich der morgendliche Tau beobachtet werden.

Quelle: DWD