Klima-Bericht: Zum Anfassen nah
Was durch den Klimawandel im letzten Jahr auf der Welt passiert ist
von Amelie von Kruedener

Durch das Abschmelzen der Eisschilde, die steigende Temperatur, Hitzewellen, Waldbrände, Extremwetter mit Überschwemmungen kommen wir kaum mehr aus den Katastrophenberichten heraus. Das zeigt auch der neue Bericht über das Klima: „State of the Global Climate in 2021“ der Weltorganisation für Meteorologie. Doch es ist eben nicht nur theoretisch, es ist zum Anfassen nah.
Klimawandel zum Anfassen: Das ist in einem Jahr passiert
- Der globale mittlere Meeresspiegel erreichte 2021 ein neues Rekordhoch und stieg im Durchschnitt 4,5 mm pro Jahr im Zeitraum 2013–2021.
- Das antarktische Ozonloch erreichte eine maximale Fläche von 24,8 Millionen Quadratkilometer im Jahr 2021.
- Grönland erlebte Mitte August eine außergewöhnliche Schmelz-Ereignis. Es gab den ersten aufgezeichneten Niederschlag an der Gipfelstation.
- Außergewöhnliche Hitzewellen brachen Rekorde im Westen Nordamerikas und am Mittelmeer. Im Death Valley in Kalifornien erreichte das Thermometer am 9. Juli 2021 54,4 °C. Auf Sizilien wurden 2021 48,8 °C erreicht.
- Hurrikan Ida war der bedeutendste Wirbelsturm der Atlantik-Saison in Louisiana USA.
- Tödliche und kostspielige Überschwemmungen verursachten wirtschaftliche Verluste von 17,7 Milliarden US-Dollar in der Provinz Henan in China.
- Der Westen Europas erlebte einige seiner schwersten Überschwemmungen. Neben Menschenleben gab in Deutschlandes wirtschaftliche von über 20 Milliarden US-Dollar.
- Dürre betraf viele Teile der Welt, darunter Gebiete in Kanada,
- Vereinigte Staaten, Islamische Republik Iran, Afghanistan, Pakistan, Türkei und Turkmenistan.
- In Kanada führte eine schwere Dürre landwirtschaftlichen Verlusten von 35 bis 40 Prozent der normalen Erträge.
- In den Vereinigten Staaten stürzte im Juli 2021 der Pegel des Lake Mead am Colorado River auf 47 m unter dem vollen Versorgungsniveau, dem niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen.
- Die Gefahren durch zu wenig oder zu viele Niederschläge haben zur Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat beigetragen. Länder mit den höchsten Zahlen an Vertreibungen im Oktober 2021: China (mehr als 1,4 Millionen), Vietnam (mehr als 664.000) und die Philippinen (mehr als 600.000).
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Klimawandel dringt tief in Leben von Menschen ein
Extremes Wetter – das alltägliche „Gesicht“ des Klimawandels – hat nicht nur Hunderte von Milliarden Dollar an Schäden verursacht, es hat Menschenleben gekostet und Leid gebracht. Die Sicherheit, dass das Wasser und die Ernährung reichen, ist aus den Angeln gehoben und vertreibt jetzt und in der Zukunft weiter Menschen aus ihrer Heimat.
Die aktuelle Lage: Die verstärkten Auswirkungen von Konflikten, extremen Wetterereignissen und wirtschaftlichen Problemen, durch die COVID-19-Pandemie weiter verschärft, haben jahrzehntelange Fortschritte zur Verbesserung der Ernährungssicherheit massiv zurückgeworfen.

Hitzewellen überall - auch in Europa
Außergewöhnliche Hitzewellen brachen Rekorde im Westen Nordamerikas und im Mittelmeerraum. Das kalifornische Death Valley erreichte am 9. Juli 54,4 Grad, was einem ähnlichen Wert im Jahr 2020 entspricht wie dem weltweit höchsten Wert seit mindestens den 1930er Jahren, und Syrakus auf Sizilien erreichte 48,8 Grad. Die kanadische Provinz British Columbia erreichte am 29. Juni 49,6 Grad, und dies trug zu mehr als 500 gemeldeten hitzebedingten Todesfällen bei und schürte verheerende Waldbrände, die wiederum die Auswirkungen der Überschwemmungen im November verschlimmerten.
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Dramatische Überflutungen überall auf der Welt

Überschwemmungen verursachten in der chinesischen Provinz Henan wirtschaftliche Verluste in Höhe von 17,7 Milliarden US-Dollar. Woran wir uns alle erinnern: 2021 und die Überschwemmungen in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern, die viele Menschenleben kostete und uns aus dem Dornröschenschlaf gerissen hat. Damit verbunden waren Milliardenschäden.
Waldbrände auch in Europa zum Alltag geworden

Der Regen blieb weg und hinterlässt Dürre
Die Dürre betraf viele Teile der Welt, darunter das Horn von Afrika, Kanada, den Westen der Vereinigten Staaten, den Iran, Afghanistan, Pakistan und die Türkei. Die Dürre am Horn von Afrika hat sich im Jahr 2022 bisher verschärft. Ostafrika steht vor der sehr realen Aussicht, dass die Regenfälle zum vierten Mal in Folge ausbleiben werden, was Äthiopien, Kenia und Somalia in eine Dürre von nie dagewesener Länge stürzen wird. Humanitäre Organisationen warnen vor verheerenden Auswirkungen auf Menschen und Lebensgrundlagen.
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Die Gletscher schmelzen unaufhörlich weiter

Obwohl zwischen 2020-2021 weniger Gletschereis geschmolzen ist als in den letzten Jahren, gibt es einen klaren Trend auf Zeitskalen von mehreren Jahrzehnten. Das Eis schmilzt. Im Durchschnitt haben sich die Referenzgletscher der Welt seit 1950 um 33,5 Meter (Eisäquivalent) verdünnt. Grönland erlebte Mitte August ein außergewöhnliches Schmelzereignis und die allerersten Regenfälle an der Summit Station, dem höchsten Punkt der Eisdecke auf einer Höhe von 3.216 Meter, wo es noch nie geregnet hat.
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(avo)