Tipps vom Experten
Helfen im Winter: Wie füttere ich Vögel richtig?
Fachmann vom Naturschutzbund erklärt richtiges Füttern
Futtersäulen, Meisenknödel oder Vogelhäuschen - es gibt viele Möglichkeiten, Vögel im Winter bei der Nahrungssuche zu unterstützen. Denn der Nahrungsmangel unserer heimischen Vögel ist allgegenwärtig. Wie Sie den Tieren richtig helfen können, erfahren Sie im Video.
Tipps zum Futter in der Bildergalerie
Vor allem in der zweiten Hälfte des Winters brauchen Vögel Hilfe bei der Nahrungssuche, denn dann beginnen für die Tiere die nahrungsarmen Zeiten, wenn niedrige Temperaturen und dichte Schneedecken die Futtersuche erschweren.

Im Winter müssen viele heimische Tiere der Kälte trotzen. Mit ihnen auch unsere Wildvögel. Nur die Stärksten überleben die Nahrungsknappheit im Winter. Damit noch mehr Tiere diese Engpässe überstehen, können Sie auf Ihrem Balkon oder im Garten Fütterungsplätze anlegen.

Je kleiner ein Vogel ist, desto mehr Energie verbraucht er um seine Körpertemperatur von etwa 40°C zu halten. In besonders kalten Nächten kann es daher schon mal sein, dass z.B. eine Blaumeise zehn bis 15 Prozent ihres Körpergewichts verliert, um genug Energie zu erzeugen, damit sie ihre Temperatur halten kann. Untergewichtige Tiere haben keine Fettreserven, mit denen sie sich in kalten Nächten wärmen können. Tagsüber sind die Vögel damit beschäftigt, die Fettreserven wieder aufzufüllen, doch da das Nahrungsangebot begrenzt ist und Schnee die Suche arg behindern kann, müssen sie weite Strecken zurücklegen, um ausreichend Nahrung zu finden, was wiederum viel Energie verbraucht, die dann in der Nacht zum Wärmen fehlt. Ein Teufelskreis. Darum sind die kleinen Wildvögel auf die Zufütterung von Ihnen angewiesen.

Lange hieß es, dass man die Fütterung der Vögel erst beginnen sollte, wenn eine geschlossene Schneedecke die Suche nach Nahrung sehr eingeschränkt. Doch aufgrund neuster Forschungsergebnisse steht jetzt fest, dass die Fütterung von Vögeln sogar ganzjährig legitim ist und somit auch schon beginnen darf, wenn kein Schneetreiben ist. Wenn Sie jedoch im nur im Winter zufüttern wollen, ist ein Fütterungsbeginn im November am sinnvollsten.
Der Vorteil der frühen Fütterung ist, dass sich die Vögel die Nahrungsquelle einprägen, so dass sie im Winter nicht lange nach Nahrung suchen müssen. Vögel, die sich in den kalten Monaten in wärmere Gefilde zurückziehen, können vor der kräftezehrenden Reise ihre Energiereserven noch einmal richtig auffüllen. Außerdem können so auch Jungvögel besser überleben, da sie in der Nahrungssuche noch nicht so erfahren sind. Die Fütterung sollte dann bis in den Frühling gezogen werden, damit die noch vom Winter geschwächten aber schon brütenden Vögel ausreichend Nahrung für ihre baldigen Jungen heranbringen können.

Das Futter sollte vormittags für die von der Nacht geschwächten Vögel verfügbar sein, um sich gleich mit Energie versorgen und stärken zu können. Aber auch vor der abendlichen Dämmerung werden die Fütterungsplätze noch einmal verstärkt aufgesucht. Wenn einmal mit dem Füttern begonnen wurde, muss das regelmäßige Füttern vormittags und nachmittags unbedingt beibehalten werden.

Die Futterplätze sollten so angebracht sein, dass Sie die Vögel beobachten können, wenn Sie das wünschen, aber ohne dass die Vögel durch Ihre Anwesenheit gestört oder verschreckt werden. Zudem sollten keine großen Glasscheiben in der unmittelbaren Umgebung sein. Der Ort der Fütterung sollte auch so ausgerichtet sein, dass sich die Vögel sicher fühlen können und keine Gefahr durch Katzen oder anderen Fressfeinden befürchten müssen. Das heißt, dass der Fütterungsplatz auf einem erhöhten Punkt mit ausreichender Übersicht über das umliegende Gelände bietet, aber nah genug an Rückzugsmöglichkeiten wie Büschen und Hecken gelegen sein sollte.

Der eigentliche Futterplatz kann sehr unterschiedlich aussehen. Genau DIE richtige Futterdarbietung gibt es leider nicht, denn die verschiedenen Vögel haben unterschiedliche Fressgewohnheiten, so dass es kaum möglich ist, es allen Arten gerecht zu machen. Die Einen bevorzugen hängende Plätze, die Anderen lieber fest montierte. Wichtig ist aber, dass das Futter vor Nässe geschützt ist, damit es nicht verschimmelt. Das könnte tödlich für die kleinen Vögel sein. Sind die Körner nur aufgequollen, können sie bedenkenlos verfüttert werden.

Ein Futterhäuschen sollte einen möglich großen Abstand zwischen Boden und Dach haben, damit sich auch scheue Vögel in das Haus trauen. Ist das Futter auf dem Boden verteilt, sollte dieser täglich gesäubert werden. Leere Hülsen und verdorbenes Futter müssen entfernt werden, genauso wie Futter, das durch Kot der Vögel verschmutzt wurde. Der Vorteil an einem Futterhäuschen ist, dass das Futter vor Witterungsverhältnissen geschützt ist. Es ermöglicht die Darbietung verschiedene Futtermittel, wie Nüsse, Obst, Sämerei bis hin zu Fettfutter. Besonders Vögeln wie Amseln, Sperlingen, Finken, Ammern oder Rotkehlchen gefallen diese Futterplätze.

Die frei schwingenden Futtersäcke oder Futterglocken sind besonders bei akrobatischen Meisen, Buntspechten und Kleibern beliebt. Der Nachteil der Futtersäckchen aus stabilem Kunststoff ist, dass sie nicht richtig gereinigt werden können. Doch in ihnen lassen sich ebenfalls eine große Anzahl verschiedener Futtermittel anbieten. Ob Fettfutter, Nüsse oder Obst, alles was den Vögeln schmeckt, lässt sich in die kleinen Säcke füllen. Häufig werden die im Einzelhandel angebotenen 'Meisenknödel' verwendet. Diese sollten fest an Ästen gebunden werden. Nahe am Stamm befestigte Säckchen werden auch von Spechten angenommen.

Futtersäulen eignen sich ebenfalls wunderbar bei der winterlichen Fütterung. Das Futter fällt durch ein kleines Fenster in einen kleinen Teller, aus dem die Vögel es von einer Sitzstange aus aufpicken. Die Säulen bieten den besten Schutz vor Feuchtigkeit und Verunreinigungen durch Vogelkot. Durch das Plexiglas kann die Menge des Futters auch von weitem kontrolliert werden. Es muss jedoch auf die Größe des Futters und die der Öffnung, aus dem das Futter in den Teller fällt, geachtet werden. Futtersäulen werden hängend befestigt.

Wie schon erwähnt, ist Hygiene am Futterplatz sehr wichtig. Vögel können durch die Verunreinigung durch Kot krank werden und andere Vögel anstecken. Das Immunsystem der Vögel ist sehr effizient und die Gefahr von Vogelkot für andere Vögel ist laut neusten Untersuchungen deutlich geringer als jahrelang angenommen wurde. Dennoch sollten die "Hinterlassenschaften" häufig entfernt werden, denn in ihnen können Krankheitserreger versteckt sein. Salmonellen z.B. sind besonders gefährlich und können auch den Menschen befallen.

Die Wahl des Futters hängt davon ab, welche Vögel sie bedienen wollen. Die verschiedenen Vogelarten haben nicht alle das gleiche Ernährungsverhalten. Sie sollten zudem auf eine gewisse Qualität des Futters achten. Futter aus dem Discounter ist nicht oft eine gute Wahl. Im Fachhandel kann für die verschiedenen Vogelarten spezielles und qualitatives Futter gekauft werden. Verwendet man frische Produkte, wie Äpfel, sollte auf Bio-Qualität und lokale Erzeugnisse zurückgegriffen werden. Neben frischem Obst können Sonnenblumenkerne, Sesam, Nüsse, Mohn, Kleie, Hanf und sonstigen Getreideflocken und -körnern und auch spezielles Fettfutter oder Bienenlarven gefüttert werden. Wenn Sie sich jedoch ein wenig mit den Ernährungsgewohnheiten der Vögel auseinandersetzen, können Sie das Futter auch selbst zubereiten. Selbst gemachtes Fettfutter ist leicht herzustellen und gut zu variieren. Sie können den Vögeln zusätzlich eine flache Schale mit Trinkwasser anbieten, aus der sie trinken und drin baden können. Achten Sie aber darauf, dass das Wasser nicht gefriert. Wechseln Sie es regelmäßig aus.